Tangolexikon

Ein Mann und eine Frau tanzen gemeinsam

A

abrazo – Umarmung; offen mit etwas Abstand oder eng bzw. geschlossen (abrazo cerrado), je nach Stil frontal, leicht versetzt oder in einem leichten Winkel zum „offenen“ Arm hin (s.a. Tangostile); die frontale Version bietet die grösste Bewegungsfreiheit.

adorno – Verzierung (auch firulete).

adelante – nach vorne, vorwärts

aguja – Nadel; senkrecht auf den Boden gesetzte Fussspitze (pointed toe) in einer Drehung am Platz mit Verzierung oder enrosque.

aficionado/-a – glühender Anhänger, Fan (in diesem Kontext: des Tango)

americana – „Innenpromenade“, teilweise nur angetäuscht zum Systemwechsel

arrastre – Mitziehen, Schleppen; das scheinbare Verschieben des freien Fusses der Dame durch den Fuss des Herrn; siehe auch barrida.

atrás – nach hinten, rückwärts

B

bailar – tanzen

balanceo – das Pendeln; Gewichtswechsel zu Beginn des Tanzes zum Anzeigen des Standbeines; bitte maximal zwei- bis dreimal, nicht zwanzigmal! Deutlich auf der Hüfte des Standbeines „Sitzen“, freie Hüfte („Spielbein“) ist tief. Bessere Version: einmaliges Gewichtsverlagern mit tiefer Hüfte…

bandoneón – typisches Instrument im Argentinischen Tango; ursprünglich von einem Deutschen namens Heinrich Band konstruiert (Firmenname „Band Union“ -> „Bandoneon“). Erzeugt verschiedene Töne beim Zusammenschieben oder Auseinanderziehen.

barrida – der 'Feger'; das scheinbare Verschieben eines Fusses mit dem Fuss. Der Herr „schiebt“ mit seinem Fuss den freien Fuss der Dame. Ihr Schritt ist aber geführt –siehe arrastre.

base – "basse", kurz für ' >paso básico' – sog. „Grundschritt“; entweder mit sechs oder acht Schritten.

boleo – lockere peitschenartige Bewegung des Unterschenkels, linear o. zirkular, vorwärts o. rückwärts, langsam oder schnell, als direkter oder Konterboleo, ausgelöst durch eine Umkehr der Bewegungsrichtung knapp vor Ende der Bewegung (oft auch voleo geschrieben). Möglicher Ursprung der Bezeichnung: die 'Bola', eine Wurfwaffe mit drei Kugeln, die von den Gauchos verwendet wird, um Rinder oder Nandus zu fangen.

C

cabeceo – nickende Kopfbewegung; traditionelle Form des Aufforderns über Blickkontakt mirada und Zunicken. Erst so verabredet geht der Mann auf die Dame zu und holt sie ab (cabeza – der Kopf) (s.a. codigo). Zusätzlich zwischen Führenden beim Einfädeln in die Ronda!!!!

cadena – Kette; wiederholte, meist drehende Schrittsequenzen, oft mit sacadas oder ganchos.

calesita – kleines Karussell; die Frau dreht auf einem Fuss stehend, während der Mann um sie herum läuft.

cambio de peso – Gewichtswechsel mit tiefer freier Hüfte (s.a. balanceo)

caminar – das Gehen; Gehschritte im Tango

candombe – Tanz mit afrikanischen Wurzeln. Eine Wurzel des Tangos; wie die Milonga im 2/4-Takt, aber mit Trommeln als Rhythmusinstrumenten.

canyengue – früher Tangostil (Ende des 19. / Anfang 20. Jahrhundert); Mann und Frau tanzen im rechten Winkel zueinander, eng, mit tief gebeugten Knien und dem offenen Arm auf Hüfthöhe.

caricia – Streicheln, Liebkosung, Zärtlichkeit; Berühren des Partners mit dem Fuss oder dem Bein.

chacarera – südamerikanischer Folkloretanz mit fester Choreografie, der auch in Milongas getanzt wird. Männer und Frauen stehen sich paarweise in Reihen gegenüber und bewegen sich entweder gegengleich oder tanzen rollenspezifische Parts.

codigo – Kodex; Verhaltensregeln für die Milonga (s.a. mirada, cabeceo, ronda, tanda).

colgada – hängend, angehängt (Bild: „Cognacschwenker“); Spiel mit der Achse, bei dem die Schwerpunkte beider Tänzer jeweils nach aussen verlagert und 'auf Zug' miteinander verbunden sind. Colgadas sind Bewegungen, bei denen die Füsse der beiden Tänzer denselben Stand- bzw. Drehpunkt teilen, während die Körper (Oberkörper senkrecht!) nach aussen 'lehnen'. Initiation durch Fusspositionierung des Führenden an den „Vorderfuss“ der Folgenden.

corte – Schnitt, Abbruch, Pause; abruptes Anhalten während eines Schrittes.

corrida – Lauf; schnelle Folge von wiederholten Schritten

cortina – Vorhang; Zwischenmusik, die die einzelnen Tanzrunden (tandas) voneinander trennt. Traditionell verlassen alle Paare die Tanzfläche, um neue Partner zu suchen.

cruzada – Vor- oder Hinterkreuzen (cruzar – kreuzen) oder Tanzen im gekreuzten System

cumparsita – Titel eines sehr bekannten Tango („Karnevalsumzug“). Oft zum Abschluss einer Milonga gespielt. Soll Glück bringen.

cunita – (langsamer!) Wiegeschritt (cuna – die Wiege) (<-> schnell, mit abruptem Abstoppen: rebote; siehe engl. „rebound“: abprallen).

D

disociación – oft als die getrennte Bewegung von Schulter und Hüfte (um die senkrechte Achse) gelehrt, um eine Torsionsspannung aufzubauen und zu nutzen, wie sie z.B. in Ochos vorkommt; [eigentlich aber aufgebaut von den Zehen bis zum Atlas (Anm. Stefanie Stenzel)!!!]

E

empujar – verdrängen; meist in seitlich versetzter, aber zugewandter Umarmung mit Oberschenkelkontakt: der Oberschenkel „verdrängt“ scheinbar den Oberschenkel des Partners.

enganche – Schlängeln des Unterschenkels um das Bein des Partners, wie ein kurzes Umschlingen, ähnlichkeit mit gancho, aber weicher, sanfter; manchmal auch trenza genannt

enrosque – Schraube. Drehung mit anfänglich oder abschliessend überkreuzten Beinen (enroscar - eindrehen, einschrauben).

estilo milonguero – Milonguero Stil (s.a. Tangostile).

F

firulete – Schnörkel. Kleine ungeführte Verzierungen des Spielbeines, meist am Boden.

G

gancho – Schnörkel. Kleine ungeführte Verzierungen des Spielbeines, meist am Boden.

gekreuztes System – im Paar werden jeweils gleichzeitig die linken oder die rechten Beine bewegt, im Gegensatz zum parallelen System, wo die Beine gegengleich voreinander laufen.

giro – Drehung, links oder rechts um den Partner herum (s.a. molinete).

golpe, golpecito – (kleiner) Schlag. Mit dem Ballen (Fussspitze) des Spielbeins ausgeführter, abprallender 'Tap' auf den Boden.

H

habanera – 'aus Havanna'; afrokubanischer Tanz des 19. Jhdts. (bekannt aus Bizets Oper „Carmen“); Hauptinstrument ist die Gitarre; eine Wurzel des Tango. Gleicher Rhythmus wie Milonga, nur viel langsamer.

hamaca – Hängematte, Schaukel; kleines wiegendes Hin- und Herdrehen im Stehen (s.a. cunita).

L

lapiz – Bleistift (Wischer). Die Fussspitze/der Ballen des Spielbeins zeichnet einen Kreis auf den Boden. Verzierung im Warten auf den nächsten Schritt oder in einen Stopp, eine sacada oder eine enrosque mündend ...

levantada/levantadita (suspension) – leichtes Ausdehnen der vorderen Brustwirbel des Führenden als Signal für die Folgende, auf ihrem Standbein stehenzubleiben; bitte nie mit den Armen führen!!!! das Spielbein der Folgenden bleibt frei für adornos, patada, etc. s.a. parada: Tieferführen funktioniert genauso, wird meist von den Folgenden bevorzugt; Stilfrage…

lunfardo – Soziolekt.
Entstanden im 19. Jahrhundert in Buenos Aires, beeinflusst durch Einwanderer verschiedenster Couleur und eher in sozial schwächeren Schichten verbreitet – daher, wenn auch nicht korrekt, im Ruf der 'Gaunersprache'.
Heute teils Bestandteil der informellen Sprache in Argentinien und Uruguay. Auch in der Tangolyrik zu finden, was manche Texte schwer verständlich macht.

lustrada – 'Schuhe putzen'. Eine Form der caricia: mit dem Schuh am Bein des Partners entlang streichen. Wird oft beim Sandwich unterrichtet und leider unreflektiert stereotyp durchgeführt, genau wie der Gancho danach. Wer möchte schon dauernd als Schuhputzlappen dienen? Bitte sparsam anwenden und im Zweifelsfall nach Alternativ adornos fragen! ;)

M

marca – die Führung; am schönsten aus dem Körper, bequem, intuitiv, unmissverständlich klar und unangestrengt – (spürbar) für den Partner, kaum (sichtbar) für die Zuschauer ...

media luna – Halbmond;
1. das kleine Frühstücksgebäck der Porteños, kleiner und kompakter als unsere Croissants.
2. eine 'kleine Links- bzw. Rechtsdrehung', mit halbmondförmigem Weg der Dame um den Herrn, während dieser begleitend aus dem vorherigen Hinterkreuzen auf beiden Ballen aufdreht.

milonga – (vgl. tango, vals)
1. in Musik und Tanz, die Vorfahrin des Tango im 2/4-Takt, heute die „fröhliche kleine Schwester“ – schwungvoll, spielerisch, rhythmisch ...
2. die Tanzveranstaltung, bei der Tango, Vals und Milonga getanzt werden.

milonga lisa – schlichte Milonga; im einfachen Tempo auf den vollen Taktschlag getanzt, ohne traspiés.

milonguero – (vgl. tanguero)
1. eine Person, die auf Milongas geht und in deren Leben der Argentinische Tango eine grosse Rolle spielt.
2. ein Tanzstil in sehr enger Umarmung und leicht angelehnt (s.a. Tangostile).

mirada – Blick; der erste Schritt der traditionellen Aufforderung zum Tanz ist der Blickkontakt. Stimmt der Aufgeforderte zu, wird der Blick gehalten und mit einem Kopfnicken (cabeceo) bestätigt. Um eindeutig abzulehnen wird der Blick ebenfalls kurz gehalten und dann abgewendet.

molinete – Windrad; die Schrittfolge der Damen, beim Umkreisen des Mannes: rück - seit - vor - seit- rück - seit ...

mordida – Sandwich (sandwichito).

N

neotango – kurz „neo“; moderner Tanzstil, der andere Tanzhaltungen, innovative Schritte und solche aus anderen Tänzen ins Repertoire aufnimmt (s.a. >Tangostile). Bitte nicht zu verwechseln oder synonym mit tango nuevo!!! Das eine betrifft den Tanzstil, das andere die Musik!!!

tango nuevo – kurz „nuevo“. Sammelbegriff für die meiste Tangomusik ab Ende der 50er Jahre des letzten Jhdts. Zentrale Figur bei der Erneuerung des Tango in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Astor Piazzolla. Einflüsse z.B. von Jazz; bekanntestes Stück: „Libertango“.
Ab den 1980ern werden auch elektronische Instrumente verwendet, daher der Begriff „electrotango“ (Gotan Project, Bajofondo, Tanghetto, Narcotango, Otros Aires, Carlos Libedinsky); teilweise sogar Einflüsse von Punk (El cachivache, Daniel Melingo)

O

ocho – die Acht; eines der häufigsten Bewegungselemente beim Tango, vorwärts (adelante) und rückwärts (atrás), ein Gehschritt mit gleichzeitiger Drehung in der eigenen Achse – bei zweimaliger Wiederholung beschreiben die Füsse die Form einer Acht.

ocho cortado – 'abgeschnittene Acht'; eigentlich kein Ocho, sondern eine abgebrochene Drehung, die im Seitschritt gestoppt und meist mit einem Vorkreuz aufgelöst wird.

P

parada – Unterbrechung des Tanzflusses während eines Schrittes durch leichtes Tiefführen und/oder Hochführen (s.a. suspension, levantada) zum Stoppen der Folgenden (parar = innehalten).

paralleles System – die 'spiegelgleiche' Bewegung der Beine – aber Vorsicht: da sich die Tanzpartner in der Regel vis-à-vis bewegen, handelt es sich hierbei immer um ein linkes(!) und ein rechtes(!) Bein (s.a. gekreuztes System).

passada – die 'spiegelgleiche' Bewegung der Beine – aber Vorsicht: da sich die Tanzpartner in der Regel vis-à-vis bewegen, handelt es sich hierbei immer um ein linkes(!) und ein rechtes(!) Bein (s.a. gekreuztes System).

paso – Schritt. pasito – Schrittchen.

paso básico – Grundschritt; in der Regel ist heute die Version mit acht Schritten und dem Vorkreuz der Dame gemeint. Auch '1.base' genannt. Oft wird der erste, nach hinten führende Schritt weggelassen, um ein eventuell zu dicht nachfolgendes Paar nicht zu bedrängen (s.a. codigo).

paso básico cruzado – Grundschritt im gekreuzten System; wobei genaugenommen nur die Schritte 3 und 4 gekreuzt sind. Auch '2. base' genannt.

patada – Tritt; auch patadita – berührungsfreier kleiner Kick, meist zwischen die Beine des Partners.

pie – Fuss. pierna – Bein.

piernazo – hochschwingendes Bein; im Unterschied zu gancho und boleo, wird hier das ganze Bein mit lockerem Knie in grossem Bogen z.B. in Hüfthöhe um den Partner geschlungen und schwingt von dort zurück. Die freie Hüfte bleibt dabei aber tief!!!

pivot – Drehpunkt; Drehung um die eigene Achse auf dem Ballen des Standbeins; Bestandteil jedes Ochos ...

planeo – Gleiten auf dem Boden; das gestreckte Spielbein zeichnet einen Kreisbogen auf den Boden, je tiefer geführt, desto grösser der Kreis.

porteño – "Einer vom Hafen". So nennen sich die Einwohner von Buenos Aires, im Gegensatz zu den 'Hinterländlern' aus der Pampa.

práctica – Anwendung; die Veranstaltung und der Ort zum üben für TangotänzerInnen (practicar – üben, trainieren) <-> Praktika – (mit "k" geschrieben) Plural von Praktikum.

projection – das freie Bein wird ballettartig nach vorne, hinten oder zur Seite gestreckt, wodurch die Hüfte des Standbeins noch etwas tiefer sinkt (die freie Hüfte bleibt in Relation dazu immer noch der tiefere Punkt), genau wie der darauf ruhende Oberkörper, wobei der Torso senkrecht zum Boden bleibt: für sacadas, Schlussposen o.ä.

punta – Spitze bzw. hier die Fussspitze; das Setzen des Ballens vor dem Absatz (tacón).

punto – Punkt; auf den Boden tippen mit dem Ballen zur rhythmischen Akzentuierung, auch zur Verzierung in einer Bewegung.

Q

quebrada – Schlucht, Bruch, gebrochen; ein Stopp im Tanzfluss verbunden mit dem 'Bruch' bzw. einem Biegen der Achse z.B. als Umkehr eines Seitschrittes mit 'grosser Geste' (s.a. Neotango) oder als klassische Schlusspose, bei der sich der Mann etwas über die Dame beugt ...

R

rebote – Rückprall, Zurückschnellen; meist im doppelten Tempo geführter, abgebrochener und 'zurückgeholter' Schritt.

ronda – Runde; die Tänzer bewegen sich auf der Tanzfläche gegen den Uhrzeigersinn in 'Spuren'. Wie bei mehrspurigen Strassen wird hier nicht wild die Spur gewechselt, sondern eher beibehalten. Wer in einer solchen Spur tanzt, hat 'Vorrang'; Paare, die neu dazu stossen, reihen sich vorsichtig ein – am besten nach einem Blickkontakt zum 'Hintermann'(cabeceo); man überholt normalerweise nicht, sondern passt seine Geschwindigkeit an und vermeidet ausladende Figuren, die andere stören oder gefährden könnten (s.a. codigo).

S

sacada – den Platz des Partners einnehmen. Sacadas sind an den „Hinterfuss“ des Partners (mit projection) gesetzte Schritte (vorwärts, seitwärts oder rückwärts) mit scheinbarer Verdrängung. Der Führende bietet der Folgenden aber bereits den nächsten Schritt an. Die Beine dürfen sich berühren. Der Körper nimmt den Platz ein, den der Partner gerade verlässt bzw. verlassen hat. Grundposition: Immer in Dreiecksposition der Füsse, denn der Partner, der die Sacada tanzt, geht an den Hinterfuss des „Verdrängten“.

salida – Start, Ausgang; beim Tango die ersten Schritte in einen Tanz.

salontango – Tango de Salon (s.a. Tangostile).

salto – Sprung (Bühnenfigur); saltito – kleiner Sprung; obwohl der Tango sehr bodenbezogen ist ...

sándwich, sandwichito – Sandwich; Figur bzw. Position, bei der ein Fuss 'eingeklemmt' d.h. links und rechts von beiden Füssen des Partners eingeschlossen wird (auch 'mordida'). sentada – Sitzpose; z.B. auf dem Oberschenkel des Mannes (sentar – hinsetzen).

sistema cruzado / sistema paralelo – siehe: gekreuztes System und paralleles System.

soltada – Auflösen der üblichen Tanzhaltung (soltar – lösen, freilassen), für Drehungen unter einer Hand hindurch oder andere Haltungen, nebeneinander oder mit dem Rücken zum Partner ...

suspension – Aufhängen; Hochführen zum Stoppen einer Bewegung, zum Unterbrechen des Tanzflusses (s.a. parada, levantada)

T

taconeo – mit dem Absatz auf den Boden klopfen (tacón – Absatz).

tanda – Tanzrunde, meist bestehend aus vier bis fünf Musikstücken eines Genres (Tango, Vals oder Milonga), einer Stilrichtung und oft auch eines Orchesters oder zumindest einer Epoche.
Bei normal langen Abenden wird nach zwei Runden Tango eine Tanda Vals (meist nur drei Stücke) und nach zwei weiteren Runden Tango eine Tanda Milonga (meist ebenfalls nur drei Stücke) und so fort gespielt. Die Tandas sind durch eine erkennbar andere Pausenmusik cortina getrennt.
Traditionell verabredet man sich für eine ganze Tanda und verlässt an deren Ende die Tanzfläche. Wer sich erst einmal 'beschnuppern' möchte, fordert vielleicht erst zu den letzten drei oder zwei Tänzen auf. Das Ende der Tanda erlaubt, mit einem kurzen Dank und ohne weitere Erklärung die Tanzfläche zu verlassen (s.a. codigo)
Das vorzeitige Abbrechen einer Tanda entspricht einer öffentlichen Ohrfeige und sollte nur bei entsprechend schweren „Vergehen“ stattfinden.

Tangostile – im Lauf der Zeit haben sich verschiedene Tangostile entwickelt (s.a. abrazo)

1. Der Tango de Salon wird in flexibler Umarmung getanzt. Eng frontal voreinander „frente al frente“ oder leicht V-förmig auf der umarmenden Seite geschlossen, zum offenen Arm hin leicht geöffnet – kann aber auch für bestimmte Schritte mit einer offenen Haltung fliessend wechseln. Auch in der engen Haltung steht und geht jeder selbst. Im Gegensatz zum Bühnentango wird zugunsten des sozialen Miteinander im Salon auf akrobatische Figuren weitgehend verzichtet. Der Salontango ist mit seinen Varianten am weitesten verbreitet.

2. Der Milonguero-Stil wird in sehr enger Haltung und leicht angelehnt (nicht angehängt!) getanzt. Diese sehr enge Haltung lässt weniger Dissoziation zu, so dass z.B. Ochos überkreuzend getanzt werden.

3. Im Neotango der letzten Jahre (auch 'Fusion') wird die sonst kennzeichnende parallele Körperhaltung aufgelöst. Andere Haltungen sind möglich, nebeneinander oder gar mit dem Rücken zum Partner. Diese Freiheit ermöglicht eine Vielzahl innovativer Bewegungen, die auch aus anderen Tänzen wie z.B. Salsa oder Swing übernommen werden können. Getanzt wird oft auch zu Elektrotango oder 'Nontango'-Musik. Kennzeichen des Tangos bleibt aber die Führbarkeit aller Bewegungen und damit die Grundlage der gemeinsamen Improvisation.

4. Der Tango Liquido und der Organic Tango stehen bereits für die Rückbesinnung der Jungen Wilden, die neben der Vielfältigkeit des Neotangos auch die Nähe des Tango de Salon suchen und beide Stile fliessend ineinander überführen. Die Vertreter des Organic Tango erkennen aber nur Elemente an, die aus dem Körper heraus führbar sind. -> siehe auch Menü: „Interessantes“

tango vals – der Tango im 3/4-Takt vals) (s.a. tanda)

tanguero – Tangotänzer und / oder auch sonst Anhänger des Tango Argentino, mit seiner Musik, seiner Lyrik, seiner Literatur ...

tomada – Anfassen (und Führen) eines Fusses oder Beines mit der Hand (tomar – nehmen).

traspié – 'Stolpern'; Verdopplungen, mit denen die Milonga noch abwechslungsreicher und rhythmischer getanzt wird.

trenza – „Zopf“; Verflechten der Beine, siehe gancho bzw. enganche.

V

vaivén – das Gewoge, das Gerenne, das Hin und Her; spielerisch, rhythmisch: Gehschritte, mit doppeltem Tempo (quick, quick, slow) in einen Stopp und zwei Gewichtswechsel (auch GW + Minischritt), gerne in einer kleinen Serie unmittelbar wiederholt.

vals – eine heitere Form des Tango im 3/4-Takt, rhythmisch dem Wiener Walzer ähnlich, Sonderbezeichnungen /-formen: 'vals criollo' oder 'vals cruzado'.

villa urquiza – Stadtteil im Nordwesten von Buenos Aires und Namensgeber für eine Stilrichtung des Tangos.

volcada volcada – Spiel mit der Achse, bei dem das Paar aneinander gelehnt ist. Eingeleitet vom Mann und mit der Schulter unterstützt, beschreibt der freie Fuss der Dame während des Kippens die geführte kleine Bewegung in gross – oft einen grossen Kreisbogen (volcado – gekippt).

voleo – andere Schreibweise von boleo – darüber besteht keine Einigkeit. Argumente pro 'V': der Wortstamm (volar – fliegen) wäre nicht unpassend und das 'V' wird im Südamerikanischen weich, fast wie ein 'B' ausgesprochen.

Z

zamba – argentinischer Folkloretanz, hat nichts mit Samba zu tun; sehr eleganter, langsamer Schreittanz, bei dem sich Mann und Frau immer wieder umkreisen und dabei Tücher schwenken; die Tücher dürfen sich dabei berühren und umschlingen, die Tänzer nicht.

zapateo – Solopart für die Männer in der chacarera: hier zeigen sie ihre Geschicklichkeit mit rhythmischen und akrobatischen Steppschritten und kleinen Sprüngen – erinnert teils sogar ans bayrische 'Schuhplatteln'.

zarandeo – Solopart für die Frauen in der chacarera, bei dem sie den weit ausgebreiteten Rock in grosser Geste hin und her schwenken.

P.S.: Argentinischer Tango ist lebendig und offen für Improvisation und Entwicklung. Wie neue Einflüsse kommen auch neue Begriffe hinzu, die nicht immer in einem Spanisch-Wörterbuch zu finden sind. Auch gehen die Meinungen zu einzelnen Begriffen bzw. deren Schreibweise auseinander.

Die oben stehende Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – ich habe sie einfach so zusammengestellt, wie es mir ratsam erschien. Die Interpretation ist also eine mehrfach persönliche und darf gerne diskutiert werden. Anregungen und Kritik sind erwünscht!